Wo müssen Schwimmbäder schließen? Wo gibt‘s neue Sportplätze? Welche Radwege sind die wichtigsten? Ein Wissenschaftler erklärt, wie die Stadt Dortmund diese Fragen aktuell angeht.
Im Vergleich zu anderen Städten gibt es in Dortmund noch viele Schwimmbäder in der Stadt“, sagt Jan Weckelmann. Viele seien aber in den 50er- oder 60er-Jahren gebaut worden und heute nicht auf dem besten Stand. Sprungtürme sind gesperrt, Umkleideräume nicht zeitgemäß. „Wir überlegen jetzt, wie man erreichen kann, dass nicht viele von ihnen geschlossen werden müssen.“
Weckelmann war Ende September für den TSC Eintracht, den Sportverein mit den stadtweit meisten aktiven Mitgliedern, bei einem Planungstreffen für den neuen Dortmunder „Masterplan Sport“ vertreten. Vereine, Schulen, Kitas und unabhängige Bürger entwickeln damit gemeinsam, wie die Dortmunder Sportlandschaft in Zukunft aussehen soll.
Über den Sommer gab es erste Veranstaltungen zum Thema, inzwischen hat das „Institut für Sportentwicklungsplanung“ aus Potsdam erste Umfragen ausgewertet. Per Zufallsstichproben sind 10.000 Fragebögen an Dortmunder Haushalte verschickt worden, 2140 kamen korrekt ausgefüllt zurück. „Eine sehr gute Quote“, sagt Prof. Dr. Michael Barsuhn. Ein gutes Zeichen, dass viele Dortmunder etwas in ihrer Stadt mitgestalten wollen.
Das Institut will für die Stadtverwaltung herausfinden, wo welche Sportanlagen für die Einwohner tatsächlich gebraucht werden. Dabei geht es nicht nur um Schwimmbäder, Sporthallen oder Fußballplätze: „Der Großteil der Aktivitäten wird individuell ohne Verein selbst organisiert“, sagt Barsuhn.
Die Umfrage richtet sich an die gesamte Dortmunder Bevölkerung, also auch viele ältere Bürger. Die beliebtesten „Sport- und Bewegungsformen“ sind demzufolge:
- 1. Radfahren
- 2. Fitnesssport
- 3. Laufen/Joggen
- 4. Spaziergänge
- 5. Schwimmen
Vereinssport wie vor allem Fußball sei weiterhin in der Gesellschaft sehr zentral. Doch für die Raumplanung sei es eben sehr wichtig zu sehen, dass auch Radwege und Parkanlagen große Rollen für die Bürger spielen.
„Wir werden uns sehr intensiv mit der Multifunktionalität beschäftigen“, sagt der Wissenschaftler. Das heißt unter anderem, dass sich Vereine auch mehr für Nicht-Mitglieder öffnen sollten. Vor allem in strukturschwächeren Stadtteilen sei das sinnvoll. Der Vereinssport brauche wettkampftaugliche Flächen, es gebe aber zum Beispiel auch eine hohe Nachfrage für kleinere Gymnastik- oder Tanzräume.
Kooperationen werden wichtiger
Gibt es neben einem Fußballplatz zum Beispiel ungenutzte Flächen, könnte man diese zu unabhängigen Sport- und Bewegungsflächen umbauen, schlägt Barsuhn vor. Kooperationen zwischen Vereinen, Schulen und Kitas würden in der Zukunft immer wichtiger. Der Neubau eines Sportplatzes werde immer wahrscheinlicher, je mehr potenzielle Nutzer zusammenkommen.
Das Institut ist gerade noch dabei, die Datengrundlage für den Masterplan zusammenzustellen. In den nächsten Monaten treffen sich verschiedene Arbeitsgruppen, Mitte 2020 sollen konkrete Ziele und Maßnahmen festgelegt werden.
Dortmund habe übrigens größtenteils dieselben Herausforderungen wie andere Großstädte, sagt Barsuhn, dessen Institut auch andere Städte betreut. Wie unterschiedlich sind einzelne Stadtteile? Wie kann man Sportanlagen aufwerten und für die Bürger öffnen?
Diese Fragen stellt sich das Institut zusammen mit der Stadtverwaltung in den kommenden Monaten. Das große Ziel sei es, dafür zu sorgen, dass mehr Dortmunder Sport treiben und passende Räume oder Plätze für ihre Lieblingssportart vorfinden.
Ruhrnachrichten, 13.10.2019, Kevin Kindel, Dortmund