Das Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung (INSPO) der Fachhochschule für Sport und Management Potsdam (FHSMP) der Europäischen Sportakademie startet die Sportentwicklungsplanung für die Stadt Neubrandenburg. Bis Ende 2018 soll ein Handlungsleitfaden ausgearbeitet werden, der konkrete Empfehlungen für die Planung und Entwicklung von Sportstätten und -angeboten gibt.
Neubrandenburg, 19.01.2018
6000 Fragebögen werden im März versandt, um zu erkunden, wie und wo die Neubrandenburger Sport treiben und woran es hapert. Auch Vereine und Kindereinrichtungen werden befragt, um Erfordernisse für die nächsten Jahre zu erkunden.
Läufer auf allen Wegen, die Turnhallen chronisch ausgebucht, der Zustand der Sportplätze regelmäßig Anlass kritischer Betrachtung – keine Frage, Neubrandenburg ist eine sportbegeisterte Stadt. Mit frisch sanierten ebenso wie mit maroden oder auch brachliegenden Sportstätten, das Spannungsfeld ist groß. Umso wichtiger sind klare Vorstellungen, wie sich Angebot und Anlagen auf Jahre hinaus entwickeln können und müssen: Wie sieht der Bedarf aus, wie die Situation, was muss an welcher Stelle getan werden – und was wird das kosten?
Um dafür ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten, holt sich die Stadt jetzt Unterstützung von Experten, genauer: vom Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung aus Potsdam. Dessen stellvertretender Vorsitzender Prof. Dr. Michael Barsuhn kann auf umfassende Erfahrungen seines Teams verweisen: Vor allem in Berlin und Brandenburg, aber auch in Greifswald und Wismar haben die Forscher schon Spuren hinterlassen. Bis Ende 2018 wollen sie nun auch in Neubrandenburg ihre Kompetenzen zu Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen ausspielen.
„Das ist auch eine einmalige Chance für die Bürger, sich einzubringen bei Entscheidungen, die dann auf Jahre hinaus Bestand haben sollen“, wirbt Barsuhn für die erste Stufe der Kooperation, eine Einwohnerbefragung. Im März sollen 6000 Fragebögen versendet werden, deren Adressaten stichprobenartig als Querschnitt der Bevölkerung ermittelt wurden. „Je mehr Menschen mitmachen, desto aussagekräftiger die Ergebnisse“, ermuntert der Wissenschaftler.
Strukturen in den Vereinen verändern sich
In der Befragung sollen das Sport- und Bewegungsverhalten der Neubrandenburger sowie der sich daraus ergebende Bedarf ermittelt werden. Schließlich bewirkt allein die demografische Entwicklung Veränderungen im gewohnten Gefüge: Menschen werden älter, treiben vielleicht weniger oder anders Sport; in diesem Zuge verändern sich die Mitgliederstrukturen in Sportvereinen; aber den Beobachtungen der vergangenen Jahre zufolge gewinnt auch individuelle sportliche Betätigung im öffentlichen Raum an Bedeutung. Wer allein für sich, in kleinen Gruppen, in Vereinen oder in Fitnessstudios aktiv ist oder auch gar keinen Sport treibt (und warum), möchten die Forscher herausfinden. In einem weiteren Schritt interessieren sie sich auch für die Arbeit und Erfahrungen in Vereinen sowie an Schulen und Kindertagesstätten. Und nicht zuletzt nehmen sie die kommunalen Sportanlagen unter die Lupe. Wie gut sind die, wie passgerecht für die erkundeten Bedürfnisse, und natürlich: in welchem Zustand? Wo ist Aufwertung oder Erneuerung nötig? Der zu erwartende Investitionsbedarf soll in Jahresscheiben aufgeschlüsselt werden, um konkrete Erfordernisse für die Haushaltsplanung abzuleiten.
„Wir erarbeiten einen Ausblick für acht bis zehn Jahre“, kündigt Barsuhn an. Die Handlungsempfehlungen sollen sich sowohl auf die Förderung von Sport und Gesundheit als auch auf Bildung, soziale Belange und die Gestaltung des Wohnumfelds beziehen. Daher gehören neben Sportwissenschaftlern und Bau-Fachleuten auch Soziologen und Stadtplaner zum Team, dessen „Mutterhaus“ mit vollem wohlklingenden Namen als „Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung (INSPO) an der Fachhochschule für Sport und Management Potsdam der Europäischen Sportakademie Land Brandenburg“ firmiert.
Über die Arbeit der Neubrandenburger Steuerungsgruppe will Martin Ramp, Sport-Koordinator im Rathaus der Viertorestadt, regelmäßig auch den Stadtvertretern im Ausschuss für Generationen, Bildung und Sport berichten. Auch ihm ist an intensiver Mitwirkung der Einwohner gelegen. In Wismar waren von 6000 versandten Fragebögen knapp 1500 ausgefüllt worden – eine vergleichsweise gute Quote. Fürs sportbegeisterte Neubrandenburg könnte das vielleicht ein Anreiz sein, sie zu übertreffen?
Quelle: Neubrandenburger Zeitung vom 19.01.2018, S. Schulz