Sportstätteninfrastruktur in der wachsenden Stadt

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Auf Einladung des Landessportbundes Berlin diskutierten am 27. März 2019 rund 60 Vertreter aus Politik, Verwaltung und organisierten Sport – darunter viele Berliner Vereine – dieses herausfordernde Thema. Auch das INSPO war im Rahmen eines Workshops mit dabei. Eine gelungene Veranstaltung!

Fußballplätze auf den Dächern von Supermärkten, Skaterbahnen unter Autobahnbrücken oder Doppelstocksporthallen – ist das die Lösung, um den drohenden Kollaps der Berliner Sportinfrastruktur zu vermeiden? Nach bisher zwei erfolgreichen Veranstaltungen setzte der Landessportbund Berlin am 25. März 2019 seine Diskussionsreihe „Sport, Vereine, Zukunft: Berlin“ fort. Dieses Mal standen die „Sportflächen in der wachsenden Stadt” im Fokus. Karin Schwarz-Viechtbauer, Geschäftsführerin des Österreichischen Instituts für Schul- und Sportstättenbau, erläuterte anhand von Beispielen, welche Strategien eine wachsende europäische Metropole entwickeln kann, um genug Raum für Sport und Bewegung für alle zu schaffen. Ziel müsse es sein, mit einer Anlage möglichst viele Nutzer zu erreichen, z. B. indem Teile von Sportanlagen stärker als bisher geöffnet würden oder der öffentliche Raum vermehrt als Sport- und Bewegungsraum begriffen werde. Man müsse Sport als identitätsstiftende Infrastruktur begreifen. Ein Beispiel: Die Sport- und Freizeitmeile Krems, die wenige Tage zuvor auf einer Zukunftskonferenz öffentlich vorgestellt wurde. Die niederösterreichische Stadt und ihre Bewohner sollten näher an die Donau gebracht werden.  Geplant seien 19 Stationen, mit Kletterwand, Sport- und Schwimmhalle, Motorikpark, Trampolins und einen Skaterpark. Ein Modell auch für Berlin?

Berlins Sportstaatssekretär Aleksander Dzembritzki verfolgte interessiert, welche Konzepte unsere Nachbarn haben, um Lösungsalternativen für die großen Herausforderungen von Berlin – das Wachstum um 250.000 Menschen in den vergangenen Jahren und die steigende sportliche Aktivität der Berliner – ableiten zu können. Derzeit arbeite der Senat an einer Sportentwicklungsstudie. Man wolle zunächst erkunden, wie sich die Bezirke entwickeln müssten, damit der Sport hinterherkomme. Ein zentrales Thema sei dabei die transparente Sportstättenvergabe. Ressourcen in der Stadt müssten voll ausgenutzt werden. Dafür baue der Senat eine aussagekräftige Datenbank auf und schaue sich jede Anlage genau an.

LSB-Präsident Thomas Härtel lobte die Entscheidung des Senats, 60 neue Schulen mit 300 Hallenteilen zu bauen. Die sei ein Lichtblick für den Berliner Sport. Es sei wichtig, dass sich Schule öffne. Es gehe auch um die Frage, wie sich mehr Bewegung in den Schulalltag hineinbringen lasse. Er wolle diese Frage stärker in den Blick nehmen und hatte daher im Januar 2019 zu einem Runden Tisch „Bewegung an Schulen“ eingeladen, um mit allen beteiligten Akteuren darüber ins Gespräch zu kommen. Es gab aber auch kritische Töne:  Beim Senat müsse der LBS ressortübergreifendes Denken immer lange vorbereiten und immer wieder einfordern. Hier stünde man noch ganz am Anfang.

In den folgenden Arbeitsgruppen kamen die 60 Teilnehmer/-innen zu folgenden Ergebnissen:

AG 1 Stadtentwicklung durch Sport: Bezirkliche Sportstättenplanung als Anker der Sportvereine, geleitet von Prof. Michael Barsuhn, Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung

Es seien Lösungen gefragt, mit denen der organisierte Sport stärker an der Planung partizipieren könne. Geschlossenheit sei gefragt, es brauche kreative Partner innerhalb des Sports und verstärkte Kooperationen. Der Sport müsse geschlossen auftreten und mit einer Stimme sprechen. Die nun in fünf Berliner Bezirken begonnene Sportentwicklungsplanung sei da ein guter Anfang.

AG 2 Sportvereinszentren: Leuchttürme oder Exoten in Berlin? Geleitet von Jörg Schultze-Eichenberg, Turngemeinde in Berlin

Bei gemeinsamen Bauprojekten müsse die Baukompetenz der Senats-Sportverwaltung einbezogen werden. Fusionen von kleineren Sportvereinen seien nur dann zielführend, nur wenn am Ende mehr für den Sport herauskomme. Der Senat wurde aufgefordert, die Förderung zu erhöhen. Gleichzeitig seien große Vereine wichtige Partner auf bezirklicher Ebene und übernähmen mit ihrem Know How und ihren Strukturen wichtige Aufgaben für die Sport- und Bewegungsförderung in der wachsenden Stadt.

AG 3 Alternative Sporträume in der wachsenden Stadt, geleitet von Christian Siegel, DOSB, und Elke Duda, TSV Wittenau

An den Berliner Senat und den LSB wurde die Forderung gerichtet, Vereine bei der Suche nach alternativen Sportflächen stärker zu unterstützen. Es bestehe ein riesiges Potenzial, über diesen Weg den informellen Sport in den organisierten Sport zu bringen.

AG 4 Sport auf Schulflächen, geleitet von Dr. Hermann Budde, Landesbeirat Schulbau

Es wurde die Idee entwickelt, neben neuen Hallen, die hochstandardisiert gebaut würden, pro Bezirk auch ein, zwei Sporthallen für spezielle Sportarten zu errichten, die von der Standardbauweise abwichen. Der Senat wurde aufgefordert, Verbände und Vereine frühzeitig an Planungsprozessen zu beteiligen, z. B. durch einen regelmäßigen Jour Fixe mit dem jeweiligen Bezirksstadtrat.

Landessportbund Berlin vom 27.03.2019, Text: Oliver Weiß

Quelle/ URL: https://lsb-berlin.net/aktuelles/news/details/wege-aus-dem-drohenden-sportstaettenkollaps/