Stadt plant die Zukunft der Dortmunder Sportvereine – So werden die Bürger beteiligt

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Masterplan Sport. Mit dem „Masterplan Sport Dortmund“ will die Stadt die Sportentwicklung der nächsten 10 bis 15 Jahre planen. Zur Auftaktveranstaltung äußerten Vereine ihre ersten Wünsche.

Dortmund will mit dem „Masterplan Sport Dortmund“ seine Sportentwicklung der nächsten Jahre planen und wie bei anderen Masterplänen auch die Bürger mit einbeziehen. Am Dienstagabend lud die Stadt deshalb zu einer öffentlichen Auftaktveranstaltung in den Werksaal der Dortmunder Stadtwerke ein.

Gut 70 Interessierte kamen, um sich auszutauschen und dem Team des Instituts für kommunale Sportentwicklungsplanung (Inspo) erste Anregungen mit auf den Weg zu geben. Das Institut der Fachhochschule für Sport und Management Potsdam ist von der Stadt Dortmund beauftragt worden, empirische Erhebungen durchzuführen, um ein Bild davon zu bekommen, was den Dortmundern bei Sport und Bewegung wichtig ist.

Im Rahmen dieser Erhebungen werden ab dem 20. Juni unter anderem gut 500 Dortmunder Sportvereine und 10.000 Haushalte befragt. Ziel ist es, mit Hilfe eines Fragebogens herauszufinden, welche Sportarten die Dortmunder am liebsten machen, wie sie das Angebot in ihrer Stadt einschätzen und wo sie Geld investieren würden. Der Leiter des Inspo-Teams, Prof. Dr. Michael Barsuhn, betont: „Wir wollen die Dortmunder Bürger mit in den Planungsprozess bekommen. Sie sind Experten für ihre Stadt und können uns ganz wichtige Erkenntnisse liefern.“

Prognose für die nächsten 10 bis 15 Jahre

Diese sollen dann in den Masterplan einfließen, der eine Prognose für die nächsten 10 bis 15 Jahre bieten soll und vier Kernbereiche im Blick hat: den demographischen Wandel, verändertes Sportverhalten, Vereinsentwicklung sowie Sportbestand und Sportbedarf. Nicht nur der Spitzensport, sondern auch der Sport in Schulen und Kitas, der Breitensport und Sport im öffentlichen Raum sollen gefördert werden. Dabei kommen unterschiedlichste Interessen zusammen, das ist auch am Dienstagabend zu sehen. Unter den Besuchern finden sich Vertreter diverser Dortmunder Vereine, aber auch Interessierte aus dem schulischen Bereich.

Auf großen Karten markieren sie Sportanlagen und -flächen, mit denen sie zufrieden sind oder bei denen Handlungsbedarf besteht, äußern Wünsche und nennen Themen, die angegangen werden müssen. Ein Thema, das vielen Anwesenden am Dienstag ein Anliegen ist, sind Kooperationen zwischen Schulen und Sportvereinen.

Spannungsfeld zwischen Ganztag und Vereinen

Philipp Tilmann arbeitet mit dem Schwerpunkt frühkindliche Bildung im kommunalen Integrationszentrum der Stadt. Als Grundschullehrer kennt er das Spannungsfeld, das durch den offenen Ganztag zwischen Schulen und Vereinen entsteht. „Weil Kinder noch länger in den Schulen sind, müssen die Vereine häufig immer weiter mit ihren Trainingszeiten nach hinten rücken“, sagt Tilmann.

Kooperation gebe es zwar schon. Die langfristige Planung sei aber schwierig, da AG häufig zu Zeiten stattfinden, in denen die Übungsleiter arbeiten müssten und die Vereine ihr Angebot wegen fehlenden Trainern nicht immer aufrechterhalten könnten. „Mein Wunsch ist, dass Ganztag und Vereine mehr ineinandergreifen und erhoffe mir, dass durch den Austausch der Akteure neue Konzepte entstehen“, sagt Tilmann.

Wie solch ein Konzept aussehen kann, zeigt der ASC 09 Dortmund. Bei dem Aplerbecker Verein gibt es einen Bundesfreiwilligen, der unter anderem AGs und Projektwochen in Schulen und Kitas leitet. „Häufig ist den Vereinen leider nicht immer bekannt, was man alles schon machen kann“, sagt Frank Fligge, Vorsitzender der Handballabteilung beim ASC, „und häufig auch nicht, was es an Fördermöglichkeiten gibt.“ Teilweise bliebe der Stadtsportbund auf seinen Mitteln sitzen. Er erhofft sich von der Zusammenarbeit, dass Netzwerke entstehen und Informationen ausgetauscht werden.

Bürgerbeteiligung ist der richtige Weg

“Ich finde, es ist der richtige Weg, die Bürger und Vereine zu beteiligen und sich ihre Wünsche und Anregungen anzuhören“, sagt Fligge. „So dauert es vielleicht länger, weil viele unterschiedliche Interessen zusammenkommen, aber am Ende bekommt man ein besseres Ergebnis.“

Wie heterogen die Interessen sind, wird auch bei einem Blick auf die Post-Its deutlich, auf die die Anwesenden ihre Wünsche geschrieben haben. Das sind unter anderem: eine Großsporthalle mit einer Zuschauerkapazität von 3000 Zuschauern, mehr Beachtung von Randsportarten, familienfreundliche Öffnungszeiten von Hallenbädern, ein lückenloses Radwegenetz und die Neuentwicklung spezieller Seniorenkurse.

Dirk Horstkamp, von der Reha- und Behindertensport-Gemeinschaft Dortmund, ist vor allem der barrierefreie Zugang zu Sportanlagen ein wichtiges Anliegen. „Der Para-Sport hat nun mal besondere Bedarfe, die wir in die langfristige Planung mit einbringen wollen“, sagt Horstkamp. Bei der Planung neuer Anlagen muss seiner Meinung nach immer auf Barrierefreiheit geachtet werden. „Das ist ein wichtiges Thema nicht nur für Behinderte, sondern auch mit Hinblick auf eine alternde Gesellschaft relevant, weil auch Menschen mit Rolatoren leichteren Zugang haben“, sagt Horstkamp.

Ruhr Nachrichten, 19.06.2019, Lukas Wittland, Dortmund

Quelle: https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/stadt-plant-die-zukunft-der-dortmunder-sportvereine-so-werden-die-buerger-beteiligt-plus-1418745.html