Ein Sportst\u00e4ttenentwicklungsplan soll die Zukunft des Delmenhorster \nSports ma\u00dfgeblich beeinflussen. Das Postdamer Institut, das ihn \ngemeinsam mit Vertretern aus Verwaltung und Sport erstellt, erkl\u00e4rt, auf\n was es ihm ankommt.<\/p>\n\n\n\n
Prof. Dr. Michael Barsuhn lacht. „Nein, ich denke nicht“, antwortet er dann auf die Frage, ob er nicht dem einen oder anderem Delmenhorster mit dem Ergebnis seiner Arbeit die Stimmung gr\u00fcndlich vermiesen wird. „Das wird in kooperativer Form entstehen. Wir wollen auf dem Weg dorthin die unterschiedlichsten Akteure mitnehmen. Dazu werden wir unter anderem Workshops anbieten und eine interdisziplin\u00e4re Lenkungsgruppe ins Leben rufen“, erg\u00e4nzt der stellvertretende Vorsitzende des Instituts f\u00fcr kommunale Sportentwicklungsplanung (INSPO). Das ist an die Fachhochschule f\u00fcr Sport und Management der Europ\u00e4ischen Sportakademie Land Brandenburg in Potsdam angegliedert (ein sogenanntes An-Institut), die den 43-J\u00e4hrigen 2016 auf die Professur f\u00fcr Sportmanagement und Sportentwicklung berufen hat. Das INSPO hat von der Stadtverwaltung den Auftrag erhalten, einen Sportst\u00e4ttenentwicklungsplan aufzustellen. Dass er und sein Team damit ein Thema aufgreifen, das auch emotional diskutiert wird, wei\u00df Barsuhn. „Na klar, es wird R\u00fcckmeldungen geben“, sagt er. Es habe sich deshalb auch als positiv erwiesen, wenn eine neutrale Institution einen solchen Plan erstellt. Dazu dienen empirische Untersuchungen, aber auch Gespr\u00e4che mit m\u00f6glichst vielen Beteiligten wie Sportlerinnen und Sportlern, Vereins- und Verbandsvertretern und den betroffenen Fachbereichen und Fachdiensten der Stadtverwaltung. <\/p>\n\n\n\n
Der erste Schritt in Richtung der Auftragsvergabe war bereits im \nOktober 2019 gemacht worden, als der Stadtrat zustimmte, Mittel f\u00fcr \ndiesen Plan im Haushalt 2020<\/a> bereitzustellen. Im vergangenen Juli schlossen die Stadtverwaltung und der Stadtsportbund einen Kooperationsvertrag<\/a>,\n der die M\u00f6glichkeit brachte, einen Zuschuss vom Landessportbund zu \nbeantragen und die Ausschreibung zu ver\u00f6ffentlichen, auf die sich auch \ndas INSPO bewarb. „Drei Firmen haben ihr Interesse an dem \nVergabeverfahren bekundet und Angebote abgegeben“, berichtet Timo Frers,\n Leiter Medien und Kommunikation der Stadtverwaltung. Ein \nSportst\u00e4ttenentwicklungsplan sei aus Sicht der Verwaltung notwendig, um \ndie sportliche Landschaft der Stadt „ganzheitlich, langfristig und unter\n Einbeziehung der W\u00fcnsche und Bedarfe der verschiedenen Nutzergruppen“ \naufzustellen, erkl\u00e4rt Frers. Die Auswahl des INSPO sei durch ein Gremium\n aus verschiedenen Personengruppen (unter anderem Ratsvertreter, \nStadtsportbund) erfolgt. Das Zeitfenster, in dem das Projekt \nabgeschlossen werden soll, reiche bis zum Jahresende. Coronabedingte \nVerz\u00f6gerungen k\u00f6nnten nat\u00fcrlich nicht ausgeschlossen werden. In \nDelmenhorst gibt es unter anderem ein Stadion, 36 Sportpl\u00e4tze und 14 \nTurn-, neun Sport- und sechs Gymnastikhallen, berichtet die Stadt auf \nihrer Internetseite.\n<\/p>\n\n\n\n Das INSPO wird zum ersten Mal in Niedersachsen einen \nSportst\u00e4ttenentwicklungsplan aufstellen. „Es ist f\u00fcr uns wichtig, uns \nr\u00e4umlich noch breiter aufzustellen“, erkl\u00e4rt Barsuhn. Schwerpunkt der \nAktivit\u00e4ten war und ist Berlin-Brandenburg, das Institut arbeitet aber \nauch deutschlandweit unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Bayern und \nSchleswig-Holstein.\n<\/p>\n\n\n\n Ein erstes Auftaktgespr\u00e4ch mit der Stadtverwaltung hat bereits \nstattgefunden. Ziel ist es, einen Plan f\u00fcr die kommenden zehn Jahre \naufzustellen, mit dem die Stadt ihre Sportentwicklung zukunftsorientiert\n voranbringen kann. Das sei eine wichtige kommunale Aufgabe, findet \nBarsuhn. „Der Sport entfaltet eine gro\u00dfe Wirkungskraft. Er dient der \nGesunderhaltung – und er hat eine sozialintegrative Wirkung“, erkl\u00e4rt \ner: „Das mindert \u00fcbrigens \u00fcberhaupt nicht den Wert des Wettkampfsports, \nauch der hat eine wichtige Bedeutung, zum Beispiel als Imagetr\u00e4ger.“ Es \ngelte daher, einen „sehr umfassenden Blick auf das Sport- und \nBewegungsverhalten in Delmenhorst zu werfen“. Wissenschaftliche Studien \nw\u00fcrden zeigen, dass der individuell gestaltete Sport inzwischen die \ngr\u00f6\u00dfte Organisationsform geworden ist. „Joggen und Radfahren sind am \nweitesten verbreitet“, sagt Barsuhn. Sportvereine seien die zweitgr\u00f6\u00dfte,\n kommerzielle Sport- und Bewegungsanbieter die drittgr\u00f6\u00dfte Kraft.\n<\/p>\n\n\n\n Das m\u00fcsse in der Planung nat\u00fcrlich ber\u00fccksichtigt werden, d\u00fcrfe \nallerdings nicht als schlechte Nachricht f\u00fcr Vereine gewertet werden, \nsagt Barsuhn. Es sei bewiesen, dass diese eine „ganz, ganz zentrale \nRolle“ spielen, wenn es darum geht, den Zusammenhalt in der Gesellschaft\n nachhaltig zu st\u00e4rken. Aber nicht nur deshalb seien Sportvereine \nweiterhin unverzichtbar, erkl\u00e4rt Barsuhn: „Wir orientieren uns bei der \nFrage zur Gesundheit an einer Empfehlung der \nWeltgesundheitsorganisation, die lautet, dass 18- bis 64-J\u00e4hrige \nmindestens 150 Minuten pro Woche in moderater bis hoher Intensit\u00e4t aktiv\n sein sollen. Die Studien des INSPO zeigen, dass Vereinsmitglieder das \nviel eher erreichen als Menschen, die keinem Club angeh\u00f6ren.\u201c\n<\/p>\n\n\n\n In Delmenhorst waren vor Beginn der Corona-Pandemie nur noch rund 20 \nProzent der Einwohner Mitglied in einem Sportverein. Das sei schon ein \nProblem, stellt Barsuhn fest, f\u00fcr das mit dem Plan auch eine L\u00f6sung \ngefunden werden soll.\n<\/p>\n\n\n\n \u00dcber allem steht aber der Wunsch, dass \nSportst\u00e4ttenentwicklungsplanung ma\u00dfgeblich dazu beitr\u00e4gt, die „Stadt in \ngesunde Bewegung zu bringen“, erkl\u00e4rt Barsuhn. Dazu werde allerdings \nnicht nur eine bestimmte Infrastruktur, also die verschiedenen R\u00e4ume zum\n Sporttreiben, sondern auch eine passende Angebots- und \nOrganisationsstruktur ben\u00f6tigt. Deshalb wird das INSPO als erstes eine \nBedarfsanalyse vornehmen, in die alle Betroffenen \u2013 wie die Bev\u00f6lkerung,\n die Vereine, die Schulen oder die Kindertagesst\u00e4tten \u2013 einbezogen \nwerden. „Damit erhalten wir eine delmenhorstspezifische Datengrundlage“,\n sagt Barsuhn. Die „Arbeit“ beginnt mit einer repr\u00e4sentativen \nB\u00fcrgerbefragung. Es geht darum, herauszufinden welchen Sport die \nDelmenhorsterinnen und Delmenhorster treiben. „Dies reicht von \nbewegungsaktiver Erholung bis hin zum Wettkampfsport“, merkt Barsuhn an.\n Nat\u00fcrlich werden auch Orte abgefragt. Auch auf diese Frage rechnet \nBarsuhn mit vielen verschiedenen Antworten. „Das werden nicht nur die \nklassischen Hallen oder Anlagen sein. F\u00fcr eine Runde Nordic-Walking \nbrauche ich keinen Fu\u00dfballplatz. Vielleicht stellen wir fest, dass es \nsinnvoll sein k\u00f6nnte, an stadtnahen Laufstrecken auch Fitnessger\u00e4te \naufzustellen“, verr\u00e4t Barsuhn, wie sich Erkenntnisse dann konkret \nauswirken.\n<\/p>\n\n\n\n Parallel zur Bedarfsanalyse erfolge eine Bestandsaufnahme der \nInfrastruktur. „Wir werden schauen, welche Sportanlagen es in \nDelmenhorst gibt. Daf\u00fcr haben wir ein bew\u00e4hrtes Team, das vor Ort sein \nwird“, berichtet Barsuhn. „So wird ein Sportst\u00e4ttenkataster erstellt, in\n dem alle Sporthallen und Sportpl\u00e4tze mit ihren Sanierungsbedarfen \naufgenommen werden.“\n<\/p>\n\n\n\n Aus den Ergebnissen der Bedarfsanalyse und der Bestandsaufnahme werde\n in Kooperation mit dem Stadtsportbund und der Verwaltung in einer \neigens gebildeten Lenkungsgruppe der Sportst\u00e4ttenentwicklungsplan \nerarbeitet. In diesem werden viele Handlungsempfehlungen \u2013 \nEntscheidungen trifft die Politik \u2013 zu finden sein, die sich sogar f\u00fcr \nverschiedene Tr\u00e4ger positiv auswirken k\u00f6nnen. Das lie\u00dfe sich gut an \nSchulen zeigen. Es sei eine kommunale Pflichtaufgabe, deren Bedarf zu \nerf\u00fcllen, sagt Barsuhn und f\u00fcgt hinzu: „Wer diese gut ausstattet, tut \ngleichzeitig etwas f\u00fcr die Vereine. Sie nutzen die Hallen nachmittags \nund abends.“ Gegenw\u00e4rtig werden gemeinsam mit der Stadtverwaltung die \nBefragungen der Delmenhorster B\u00fcrger, Sportvereine, Schulen und \nKindertagesst\u00e4tten vorbereitet. Der Startschuss soll noch im Fr\u00fchjahr \nfallen.\n<\/p>\n\n\n\n Dieser Artikel ist mit dem Titel „Dieser Plan soll die Zukunft des Delmenhorster Sports mitbestimmen“ am 19.02.2021 um 19.08 Uhr in der Online-Ausgabe des Delmenhorster Kreisblattes erschienen. Online verf\u00fcgbar unter http:\/\/www.noz.de\/artikel\/2235787<\/a>. <\/p>\n\n\n\nINSPO arbeitet deutschlandweit<\/h4>\n\n\n\n
Umfassender Blick auf das Bewegungsverhalten<\/h4>\n\n\n\n
Delmenhorster B\u00fcrgerinnen und B\u00fcrger werden befragt<\/h4>\n\n\n\n
Bestandsaufnahme der Infrastruktur<\/h4>\n\n\n\n
Plan enth\u00e4lt Handlungsempfehlungen<\/h4>\n\n\n\n