Sportvereine, Schulen, Kitas, Senioren, Verwaltung und Politik – alle waren eingeladen zum kooperativen Planungsworkshop, der am 16. Juni 2021 in Großbeeren stattfinden konnte. „Ein wenig Normalität ist zurückgekehrt. Nach monatelanger digitaler Workshop-Arbeit freuen wir uns, Gemeindevertreter und viele sportlich interessierte Akteure endlich einmal wieder vor Ort treffen zu können,“ sagte Tobias Borstel, Bürgermeister der Gemeinde Großbeeren.
Präsentiert wurden Ergebnisse der durchgeführten Vereins-, Schul- und Kitabefragungen und ebenso die Ergebnisse der Online-Bürgerbeteiligung. „Wir arbeiten mit einem weiten Sportbegriff, der auch Bewegung und Gesundheit inkludiert. Insofern ist für uns die Beteiligung vieler unterschiedlicher Akteure essenziell,“ sagt Prof. Dr. Michael Barsuhn, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für kommunale Sportentwicklungsplanung (INSPO) an der Fachhochschule für Sport und Management Potsdam. Gemeinsam mit seinem Team aus Sportwissenschaftlern und Stadtplanern begleitet er die Gemeinde Großbeeren bei der Planerstellung.
Die Ergebnisse der Vereinsbefragung verweisen auf eine sehr sportliche Gemeinde. Alle Vereine rekrutieren Mitglieder und jeder zweite Verein bietet Sportangebote sogar für Nichtvereinsmitglieder an bzw. hat in den letzten fünf Jahren neue Sportangebote eingeführt. Bedarfe reklamieren die Vereine bei den Sporthallenzeiten im Trainings- und Wettkampfbetrieb. Einen Mehrbedarf sehen sie insbesondere im Winter, wenn die Hallen stark ausgelastet sind. Aber auch weitere potenzielle Sport- und Bewegungsräume rücken ins Blickfeld.
Die Otfried-Preußler-Schule sieht Potenzial in einer bewegungsfreundlichen Aufwertung des Schulhofes. Außerdem sollte im gesundheitlichen Interesse der Schüler*innen und Lehrer*innen ein fachübergreifendes Bewegungskonzept diskutiert werden, das sowohl Platz für die Förderung sportlich begabter Personen als auch Schüler*innen mit motorischen und körperlichen Problemen bietet. Dafür stehen laut Befragung ausschließlich fachausgebildete Sportlehrkräfte zur Verfügung, die außerdem regelmäßig an Weiterbildungen teilnehmen. Auf dieser vielversprechenden Grundlage lässt sich aufbauen.
Die Kindertagesstätten in der Gemeinde Großbeeren verfügen mehrheitlich über ausreichende Außen- und Innenflächen für Spiel und Sport. Fehlende oder ergänzende Bewegungsmöglichkeiten insbesondere im Außenbereich werden durch die erweiterte Nutzung externer Bewegungsräume kompensiert. Die psychomotorische Förderung von entwicklungsverzögerten Kindern wird bislang eher selten oder nie angeboten, obwohl Kitas spezielle Materialien zur Verfügung haben. Der Beratungsbedarf für die Mitarbeiter*innen in den Kindertagesstätten hinsichtlich Bewegungs- und Entspannungsangeboten ist hoch.
Eine kommunale Sportentwicklungsplanung lebt von der Beteiligung. Daher wurden neben den institutionellen Befragungen auch die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde einbezogen. Über sechs Wochen lang konnten sie Ideen, Impulse und Herausforderungen zu den Themen „Sportinfrastruktur“, „Sport im öffentlichen Raum“, „Kooperationen und Netzwerke“ sowie „Zielgruppen und Angebote“ auf einer virtuellen Karte der Gemeinde verorten und diese für andere sichtbar und diskutierbar darstellen.
„In diesem Zeitraum haben 1.241 unterschiedliche Besucher*innen die Seite besucht, was für uns ein sehr erfreuliches Ergebnis darstellt,“ erläutert Projektleiterin Katharina Auerswald (INSPO). Es wurden zahlreiche Ideen und Entwicklungsvorschläge unterbreitet, die in den weiteren Planungsprozess einfließen.
Den größten digitalen Zulauf erfuhr die Rubrik Sport und Bewegung im öffentlichen Raum: Ein großes Diskussionsthema war in diesem Zusammenhang die große Freifläche neben der Wasserskianlage. Vermisst werden hauptsächlich Outdoor-Fitnessgeräte in Form von Trimm-Dich-Pfaden, Mehrgenerationenspielplätze, Möglichkeiten für Trendsportarten (Disc-Golf, Bouldern/Klettern) sowie ein Rundweg für Großbeeren zum Joggen, Wandern und Spazierengehen. Grundsätzlich bietet das Areal um die Wasserskianlage gute Möglichkeiten auch für eine zukünftige Entwicklung des Vereinssports.
Die weiteren Kategorien wurden mit jeweils einer Idee versehen und bezogen sich auf die Berücksichtigung der Zielgruppe der Menschen mit Behinderung sowie die Einbeziehung von Jugendlichen in Form einer Ideenwerkstatt.
Im Rahmen des Workshops wurden die Ideen weiter vertieft und diskutiert. „Besonders gefreut hat mich die sehr gute Diskussionskultur. Auf diese Art und Weise konnten sich viele unterschiedliche Akteure mit ihren Bedarfen einbringen,“ sagte Lutz Ritter Leiter des Bau- und Planungsamtes.
Aufbauend auf den empirischen Erhebungen wird das INSPO nun Handlungs- und Maßnahmenempfehlungen ableiten, die dann in einer weiteren Sitzung der kooperativen Planungsgruppe voraussichtlich im September 2021 vorgestellt werden. Das Sportentwicklungskonzept bildet für die Gemeinde Großbeeren die Grundlage für die zukünftige Ausrichtung des Sports.
Dieser Artikel ist am 14.07.21 auf der offiziellen Homepage der Gemeinde Großbeeren erschienen und hier abrufbar.